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01.05.2006

Philosophie und Wissenschaft

Eins der größten Irrtümer unserer Zeit besteht in der Unfähigkeit, Philosophie und Wissenschaft deutlich auseinander zu halten. Die akademische Philosophie will nicht auf Wissenschaftlichkeit verzichten und die Wissenschaft glaubt, die Welt zu verstehen. Diese Verwechselung von Tatsachenwissen mit Vorstellungen wirkt sich negativ auf alles auf: das Fachwissen wird ideologisch und die Ideen verarmen.

Doch es ist kein Mangel der Ideen, nicht wissenschaftlich begründbar zu sein, und es ist auch kein Mangel der Theorie, die Ideen im Grunde nicht beurteilen zu können. Das menschliche Wissen besteht nicht ausschließlich aus Ideen oder nur aus Theorien, schon gar nicht aus deren Vermischung in einem grauen Einerlei, sondern das Wissen entsteht aus dem Spiel zwischen Ideen und Theorien. Die Theorie bringt die Rationalität bei, die Ideen bringen den Sinn bei, und aus deren Zusammenspiel entsteht das Verstehen. Die Philosophie wissenschaftlich und die Wissenschaft philosophisch machen zu wollen, ist der völlig falsche Ansatz. Wir sollten sie so viel wie möglich getrennt betreiben. Wir sollten auf der einen Seite frei von rationalen Begründungen denken können, so weit uns die Einbildungskraft bringt, und auf der anderen Seite auf jede Interpretation grundsätzlich verzichten und die Theorien möglichst objektiv prüfen und erweitern. Das Zusammenspiel der zwei Beine bringt uns beim Gehen voran, nicht ein Bein allein. So würde uns das Zusammenspiel von Philosophie und Wissenschaft viel weiter voran bringen als das gegenwärtige selbstwidersprüchliche Einerlei.