Textantrieb

Blog

25.07.2015

Sprache als Textproduktion

Menschen tun mit und durch Sprache allerlei, sie fragen und antworten, lehren und lernen, informieren und verklären, sie streiten, versöhnen, äußern und verdecken sich. Doch Sprache ist auch immer nur das eine: Textproduktion. Mit Sätzen bildet man artikulierte symbolische Gebilde, d. h. das, was ich Text nenne. Das tut man einerseits buchstäblich, indem man Sätze mit einer bestimmten Syntax und Lexik hervorbringt. Das tut man andererseits auch mit der Semantik. Das, was wir mit mit Sprache meinen, lässt sich formal analysieren, womit ein artikuliertes symbolisches Gebilde freigelegt wird. Während der grammatikalische Text immer eindeutig ist, zeigt der semantische Text sehr unterschiedliche Graden an Missverständlichkeit. So ist der semantische Text von juristischen Dokumenten viel reifer und stabiler als der eines üblichen spontanen umgangsprachlichen Gesprächs unter flüchtig bekannten Leuten aber mehrdeutiger als der semantische Text einer mathematischen Theorie. Das ist kein Mangel der natürlichen Sprachen, sondern eben ihre Stärke. Mit Sprache kann man Texte andeuten, ohne sie durchkonstruieren zu müssen. Man kann sofort mit Sprache anfangen und im Dialog durch Iterationen den Text verfeinern und weiterentwickeln. Die Einstiegshürden sind niedrig und Texte können allmählich gestaltet und gereift werden.