Textantrieb

Manuskript

Software

Computer = Textmaschine

Der Computer kann in mannigfaltigen Bereichen eingesetzt werden, aber was ist sein Wesen? Der Computer ist im Grunde eine textverarbeitende Maschine, das heißt ein elektronisches Gerät, dessen Aufgabe darin besteht, textgesteuert Texte umzuschreiben.

Diese Definition ist keine Metapher, sondern sie ist wörtlich zu verstehen. Sie besagt nicht etwa, der Computer verabeite Informationen; sie besagt, dass der Computer buchstäblich mit Text umgeht, und zwar unmittelbar mit Text und mit dem Text als solchem.

Sehen wir uns nun die Funktionsweise der Computer beispielhaft etwas näher an. Wenn der Fenstermanager der Benutzerin einige Fenster zeigt, die sie auf dem Monitor arrangieren kann, so erlebt sie das zunächst nicht als Text, sondern macht eine visuelle und (durch Tastatur und Maus) motorische Erfahrung. Angenommen der Fenstermanager könnte den aktuellen Stand der Fenster (ihre Anzahl, Position und Größe) etwa als Skript oder als Zeichenfolge in einer Spezialnotation ausgeben, und noch besser, wenn eine solche Darstellung den Fenstermanager steuern könnte, um etwa neue Fenster zu öffnen oder bestehende umzupositionieren, so würde man in aller Deutlichkeit jeweils den Text wahrnehmen, der zu jedem Zeitpunkt hinter der Fensteraufstellung steht und das Verhalten des Fenstermanagers beschreibt. Ich behaupte nun aber ferner: Einen solchen Text gibt es prinzipiell immer. Auch wenn ein bestimmter Fenstermanager eine durch Menschen lesbare Darstellung vielleicht weder produzieren noch verwenden kann, so gibt es den Text jedoch wirklich. Wenn der Fenstermanager gesteuert wird, so werden die elektronischen Signale aus Tastatur und Maus, die die Bewegungen der Benutzer ausgelöst haben, durch Software verarbeitet. Das heißt, aus einer Reihe von numerischen Angaben, die Tastencodes und Mauspositionen beschreiben, ergibt sich durch Operationen des Prozessors im Endeffekt eine Änderung an der Fensteraufstellung. Hier ist der Text zwar lang, unübersichtlich und für die meisten Menschen unlesbar, den gibt es aber tatsächlich.

Das Phänomen ist überall zu beobachten. Wenn man mit dem Computer etwas bearbeitet, ob Schriften, Zeichnungen, Musik oder Video, egal ob man diese als Text empfindet oder nicht, so gibt es sowohl unter den Erzeugnissen als auch unter dem Verhalten des Rechners immer einen Text. Es gibt immer Reihen von Bytes, die durch den Prozessor verarbeitet werden, um andere Reihen von Bytes hervorzubringen. Es gibt immer symbolische Ausdrücke, die durch Verarbeitung zu anderen symbolischen Ausdrücken führen. Es gibt immer Text, der in einen anderen Text umgewandelt wird.

Computer sind keine universellen Maschinen, denn sie können nicht alles — sie können weder hämmern, fliegen noch kochen. Sie können nur Hammer, Flugzeuge und Herde steuern. Unter der Vielfalt dessen, was sie können, lässt der hiesige Textbegriff Einheit erkennen. Computer sind Maschinen, die Text verarbeiten. Die Texte, die diese Maschinen steuern, nennt man Software. Jede Softwareeinheit bestimmt, wie die Texteingaben umzuwandeln und die Textausgaben hervzuorbringen sind. Die Texteingaben und -ausgaben können sich durch die am Prozessor angeschlossenen peripherischen Geräte physisch auf vielerlei Weise auswirken, von Buchstaben über graphische Darstellungen und Ton bis Bewegungen von Artefakten und vieles mehr.