Textantrieb

Manuskript

Text-Phänomenologie

Wohlordnung

Wohlordnung könnte man die Auswirkung des Textes auf die Realität nennen. Jegliche Tätigkeit lässt sich verbessern, indem man sie textgesteuert durchführt und den unterliegenden Text strukturell verbessert. Dadurch wird das Ergebnis der Tätigkeit wohlgeordnet: gut strukturiert und daher effizienter, kontrollierbarer, kombinierbarer. Das Wundersame hier ist: Das Textdesign, allein durch Verarbeitung des Textes aus textinneren Überlegungen und ohne sich mit der Realität zu befassen, bewirkt eine Verbesserung des Prozesses oder Gegenstandes, an dem der Text angewendet wird. Die Realität wird durch den Text wohlgeordnet.

Wie erklärt sich die Wohlordnung? Warum ordnet der Texteinsatz die Realität zum Guten? Dass die textmäßige Steuerung Ordnung bewirkt, ist kein Wunder, sondern eine Tautologie, denn geordnet nennt man die Sachlage, die sich mit einer einfachen Regel beschreiben lässt. Die Gestaltung der Wirklichkeit so, dass sie einem überschaubaren Text entspricht, bewirk also per definitionem Ordnung. Nur warum ist die Ordnung gut? Dass wir die Ordnung gut finden, ist zum Teil eine subjektive Bewertung. Nicht alle Kulturen legen so viel Wert auf die Ordnung wie die Deutschen — für die der ganz alltägliche Satz „alles in Ordnung” so viel bedeutet wie „alles läuft gut”. Doch die Wohlordnung ist auch etwas rein pragmatisch Gutes, sie wird zum Beispiel in der Informatik und der Ingenieurskunst genauso hoch geschätzt wie in Politik, Recht und Wissenschaft. Ja in der Universalgeschichte überhaupt geht die Wohlordnung mit zivilisatorischem Fortschritt einher. Ein wohlgeordneter Sachbestand lässt sich von Menschen überblicken und steuern. Die Menschen können ihn verstehen und bei Bedarf ändern.