Geld
Was ist eigentlich das Geld? Es lässt sich kaum bezweifeln, dass es real ist, ja viele Leute scheinen gerade das Geld für die grundlegendste Wirklichkeit zu halten. Wir haben eine höchst genaue und stabile Vorstellung dessen, was 10, 200 oder 3.000 Euro sind, und doch handelt es sich dabei keineswegs um etwas Materielles, das man sehen, hören oder anfassen könnte. Was für eine Realität hat also das Geld?
Man kommt bald zu der Definition: Ein Euro ist eine Einheit des Austausches. Geld gibt es, weil wir Waren und Dienstleistungen an- und verkaufen. Und eine bestimmte Währung hat die Funktion, in diesem Tausch als Referenz zu dienen. Wir tauschen nicht ein Schaf gegen einen Tisch, sondern das Schaf und den Tisch jeweils gegen Geld. Das Geld ist ein logisches Mittel des indirekten Austausches, das den Handel in unvergleichbar größerem Maßstab ermöglicht als der einfache direkte Tausch.
Aber was ist das, eine „Einheit des Austausches”? In unserer Welt ist das Geld schon lange nicht mehr das materielle Gut, teilbar und von jedem im Tausch angenommen, sondern es ist bloß zu einer Konvention geworden. Heutzutage hat niemand mehr „einen echten Euro” gesehen, einen solchen gibt es eigentlich gar nicht mehr, sondern nur dessen Stellvertreter, ob die Münze oder das numerische Zeichen auf dem Kontoauszug.
Das Geld ist Text. „2 Euro” ist ein sprachlicher Ausdruck, nichts mehr und nichts weniger. Die Sprache um das Geld ist eine reife und stabile Sprache, die die Menschheit in Jahrtausenden allmählich hervorgebracht hat, und deren geregelten Einsatz der Staat mit Gewalt durchsetzt. Die Realität des Geldes ist die des Textes.